TEXTGRÖSSE:
Alexa Hennig von LangeAutorin
"Lelle, ich liebe dich!"


Alexa Hennig von Langes neuer Roman über "das erste Mal" ist echt, manchmal derb und immer liebenswert.


Jörg Steinleitner:  Frau Hennig von Lange, Ihr neuer Roman heißt "Erste Liebe". Man hört die Doors und Guns`n Roses – in welcher Zeit lebt die Ich-Erzählerin Lelle?

Alexa Hennig von Lange:  Der Roman spielt 1990 und beschreibt wie es ist, als Kind von Eltern aufzuwachsen, die nicht mehr an die Ehe glauben, an der Liebe zweifeln. Meine vorherigen Romane "Lelle", "Ich habe einfach Glück" und "Relax" sind ebenfalls aus der Sicht von Lelle erzählt, und reichen von ihrer frühesten Kindheit in den 70ern bis in die Jetztzeit.

Jörg Steinleitner:  Muss man diese Bücher gelesen haben, um "Erste Liebe" zu verstehen?

Alexa Hennig von Lange:  Nein, aber ich freue mich über jeden, der es trotzdem tut. (lacht)

Jörg Steinleitner:  Was ist Lelle für ein Typ Mädchen?

Alexa Hennig von Lange:  Naja, mit dem Älterwerden wundert sie sich speziell über ihre Eltern und ihre Schwester, die sich mit Inbrunst ihrer Hysterie bzw. Resignation hingeben. Sie will nicht akzeptieren, dass die Verbindung von Mann und Frau allein durch Wut und Konfusion geprägt ist.

Jörg Steinleitner:  Lelle hat die Wahl zwischen dem Solo im Chor und der Wilde Romance mit Marcel. Sie entscheidet sich für Sex. Eine gute Wahl?

Alexa Hennig von Lange:  Lelle ist mutig! Sie hat etwas verstanden, wofür ihre Mutter ein Leben lang brauchte: Es ist gut, sich auf jemanden einzulassen. Diese Erkenntnis will sie schleunigst in die Tat umsetzen.

Jörg Steinleitner:  Sie haben selbst eine Tochter. Würden Sie sie mitten in der Nacht von der Chorfreizeit abholen, damit sie mit einem jungen "verruchten" Kerl am Lagerfeuer Sex haben kann?

Alexa Hennig von Lange:  Von diesem Vorhaben erzählt Lelle ihrer Mutter ja nichts. Die würde nur wieder sagen: "Kind, dräng dich den Männern bloß nicht auf!" Also inszeniert Lelle einen Nervenzusammenbruch. Das wirkt. Psychische Probleme nimmt die Mutter sehr ernst, besonders, weil sie in ihrer Hilflosigkeit glaubt, ihre beiden Töchter durch erzieherische Fehlleistungen traumatisiert zu haben. Lelle sieht das ähnlich, auch, wenn sie das nie laut sagen würde.

Jörg Steinleitner:  Könnten Sie uns noch sagen, welches Kompliment aus dem Mund eines Jungen, wie Lelle es ausdrückt, "richtig reinzündet"?

Alexa Hennig von Lange:  Marcel würde sagen: "Du bist genau mein Typ!"

Jörg Steinleitner:  Ihr Buch zündet auch richtig gut rein, Frau Hennig von Lange, vielen Dank für das Gespräch!



Das Interview wurde abgedruckt in buchSzene 2004/III. www.buchszene.de

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