TEXTGRÖSSE:
Manuel AndrackHarald Schmidts Sidekick
Steak, Fritten und drei Pils


Manuel Andrack wandert gerne. In seinem ersten Buch erklärt Harald Schmidts wichtigster Mitarbeiter eine neue In-Sportart und ihre Finessen.


Jörg Steinleitner:  Herr Andrack, Sie rangieren als National-Humorwart 1b in der Coolness-Skala ganz oben. Warum bitte schrieben Sie ein Buch über Wandern? Ist das nicht völlig uncool?

Manuel Andrack:  (lacht) Wissen Sie, über mein anderes großes Thema "Fußball" gibt es schon so viele Bücher. Und außerdem will ich, dass das Wandern durch mein Buch cool wird. Es wir DIE neue In-Sportart.

Jörg Steinleitner:  Sie sind mit Ihrem Vater gewandert, mit Ihren beiden Töchtern wandern Sie regelmäßig. Wird die Wanderslust vererbt? Oder hat man als erblich nicht Vorbelasteter auch eine Chance auf Wandererglück?

Manuel Andrack:  Natürlich kann man auch Frischwanderer sein. Das Problem der meisten Menschen unserer Generation plus minus 20 Jahre ist aber, dass die Eltern sie mit Wandern gequält haben. Aus dieser Wanderdepression will ich heraushelfen. Da ist auch ein therapeutischer Ansatz dabei.

Jörg Steinleitner:  Sie wanderten als Kind. Dann waren Sie abstinent und haben sich gesundheitsmäßig bis 1997 aufs Rauchen konzentriert. Wie kam es zu dieser Umkehr?

Manuel Andrack:  Mit Anfang 30 habe ich geschnauft wie ein 80-jähriger Kohlenarbeiter und dann habe ich die klassische Joschka-Fischer-Karriere gemacht bis zum Marathon, aber das war mir auf Dauer zu öde. Wandern ist viel interessanter. Ich wandere ja auch immer neue Wege.

Jörg Steinleitner:  Würden Sie als deutscher Wandersmann eine Wanderung durch die Anden naserümpfend ablehnen?

Manuel Andrack:  Nö, aber ich würde nicht einsehen, warum ich erst mal um die halbe Welt fliegen muss, um dort dann keine Luft zu bekommen. Mein Ziel ist es, erst einmal die deutschen Gebirge zu erwandern. Und wenn ich das habe, dann wollte ich eher nach Osten, in die Hohe Tatra oder so. Also, in die Anden will ich erst mal nicht.

Jörg Steinleitner:  Wie ernährt sich der kluge Wanderer?

Manuel Andrack:  Unterschiedlich. Drei frisch gezapfte Pils mit Steak, Fritten und Kräuterbutter sind sehr gute Wanderernahrung. Aber auch ein belegtes Brot und ein Schokoriegel sind geeignet. Wie die Tour de France-Fahrer kann man als Wanderer natürlich auch eine Hungerattacke kriegen. Aber ich habe mir nach einer Wanderung auch schon bei McDonald's den Bauch vollgehauen. Ich bin kein Wandermahlzeitsgesundheitsapostel.

Jörg Steinleitner:  Wird beim Wandern – wie in mittlerweile fast allen Sportarten – gedopt?

Manuel Andrack:  Ist nicht nötig, aber mein Gott, wenn’s einem Spaß macht, kann man auch bekifft wandern. Ich bin bis jetzt immer ohne Doping gewandert. Die meisten Wege, die ich in "Du musst wandern" beschreibe, sind dann doch so schmal, dass man aufpassen muss. Man sollte beim Wandern halbwegs klar bei Verstand sein. Aufputschende Mittel braucht man keine.

Jörg Steinleitner:  Ist die Vermutung richtig, dass man beim Wandern eher selten auf schöne und interessante Frauen trifft?

Manuel Andrack:  Man trifft schon eher die älteren Semester im Wald. Aber das wird mein Buch ja ändern und ganze Scharen von geilen Weibern aus der Disco raus in die Wälder treiben. (lacht) Gerade jetzt, wo wir mehr Kinder und Familien brauchen, ist der Wald das neue Eheanbahnungsfeld. Aber im Moment ist da schon noch was zu tun.

Jörg Steinleitner:  Empfehlenswerte Wanderlieder?

Manuel Andrack:  "Im Frühtau zu Berge", "Das Wandern ist des Müllers Lust" – das ist wirklich ein toller Song, dieses Waahhaa ..., das singe ich durchaus selber mal – aber nur, wenn ich weiß, dass ich alleine im Wald bin.

Jörg Steinleitner:  Wie steht Harald Schmidt zu Ihrer Wanderleidenschaft? Wäre er zu faul für 40 Kilometer?

Manuel Andrack:  Das kann sein. Aber er steht dem Wandern sehr positiv gegenüber. Bei seinen Kuren, die er macht, gehört das schnelle Gehen auch dazu. Und mein Wandern ist ja nichts anderes als schnelles Gehen. Aber in der Tat ist das Wandern kein Dauerthema zwischen uns. Es gehört dann doch eher zu meinem Privatleben.

Jörg Steinleitner:  Welche Tour würden Sie für ihn aussuchen?

Manuel Andrack:  Na ja, was meine Kinder schaffen, wird mein Chef ja wohl auch noch schaffen. Aber ich habe nicht vor, ihn auf eine Wanderung mit zu ziehen, wirklich nicht.

Jörg Steinleitner:  Herr Andrack, vielen Dank für das Gespräch.



Das Interview wurde abgedruckt in buchSzene 2005/I. www.buchszene.de

ZURÜCK     |      Mehr Infos zu Jörg Steinleitner auf www.steinleitner.com     |