TEXTGRÖSSE:
Sonya KrausModeratorin
Frühlingsgefühle


Sie ist die Traumfrau vieler Männer. 2008 feierte die TV-Moderatorin Sonya Kraus ihr Theaterschauspieldebüt in Frankfurt. Außerdem kreiert Kraus Bademode und schreibt nicht ganz ernst gemeinte Ratgeber. Ein Gespräch über Torschlusspanik, Schokolade und ihr neues Hörbuch.


Jörg Steinleitner:  Frau Kraus, in Ihrem neuen Hörbuch "Ein Ring von Tiffany" suchen drei Freundinnen nach dem großen Glück. Bei den dreien hat das viel mit Sex, Liebe, Wohlstand zu tun. Was bedeutet für Sie Glück?

Sonya Kraus:  Frei und unabhängig sein zu dürfen macht mich extrem glücklich. Mein Paradies ist aber ziemlich bescheiden: Es besteht aus einem guten Buch, genossen in einer heißen Badewanne, mit einer Tafel Schokolade.

Jörg Steinleitner:  Sie sind viel beschäftigt. Was hat Sie an dieser Geschichte gereizt, dass Sie sich trotzdem die Zeit genommen, sie als Hörbuch aufzunehmen?

Sonya Kraus:  Dadurch, dass ich schon meine Bücher "Baustelle Mann" und "Baustelle Body" eingelesen habe, wusste ich, wie spannend es für mich ist, ausschließlich mit meiner Stimme zu arbeiten. Normalerweise sieht man mir eher zu. Gerade bei intensiven, traurigen oder leidenschaftlichen Szenen ist das Arbeiten mit der Stimme extrem intim.

Jörg Steinleitner:  Adriana, Emmy und Leigh sind ziemlich unterschiedliche Charaktere: Adriana ist ein Vamp, Emmy träumt von Mann und Kind, und Leigh scheut vor großer Nähe stets zurück. Welcher der drei fühlen Sie sich am verbundensten?

Sonya Kraus:  Keiner, die Mädels haben alle gewisse Eigenschaften, die ich ebenfalls besitze. Adriana ist sehr souverän, Leigh sehr rational. Emmy ähnelt mir wohl am wenigsten. Ich würde mich nie schlecht von einem Kerl behandeln lassen – und Torschlusspanik kenne ich auch nicht.

Jörg Steinleitner:  Die drei leben in New York. Mögen Sie die Stadt?

Sonya Kraus:  Sehr! New York ist so lebendig und voller Action, es leben dort so viele verschiedene Menschen … Aber nach einer Woche reicht’s mir meistens mit dem Trubel.

Jörg Steinleitner:  Leigh bekommt in der Geschichte einen Heiratsantrag. Ist Ihnen so was auch schon mal passiert?

Sonya Kraus:  Nein! Worüber ich jetzt auch nicht wirklich bekümmert bin. Für mich ist eine „wilde Ehe“ viel romantischer und frischer. Es ist auch ein gutes Gefühl zu wissen, dass du ihn jederzeit auf den Mond schießen kannst, wenn dir danach ist und du dich nicht noch jahrelang mit einer Scheidung auseinandersetzen musst.

Jörg Steinleitner:  Ist das überhaupt noch zeitgemäß, dass Männer Frauen Heiratsanträge machen – könnten Sie sich vorstellen, einem Mann einen Heiratsantrag zu machen?

Sonya Kraus:  Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir Frauen ja schon genug Mist an den Hacken haben, da sollen doch bitte die Kerle wenigsten das erledigen.

Jörg Steinleitner:  Wenn man sich Ihre Lebensgeschichte ansieht, klingt das ganz schön spektakulär: In jungen Jahren verloren Sie Ihren Bruder und Ihren Vater, dann legten Sie erst ein Super-Abi und schließlich eine Traumkarriere hin. Sind Sie so stark und unverletzlich, wie Sie wirken?

Sonya Kraus:  Hilfe! Wirke ich so? Himmel, das schockt mich ja jetzt … Mhm. Klar, bin ich nicht gerade dünnhäutig, aber dennoch ziemlich sensibel. Allerdings bin ich mit unerschütterlichem Optimismus und guter Laune gesegnet und das macht Vieles leichter zu ertragen.

Jörg Steinleitner:  Würden Sie dem zustimmen, dass Ihr Hörbuch perfekt für den Frühling ist?

Sonya Kraus:  Vielleicht, weil Frau Frühlingsgefühle bekommt?

Jörg Steinleitner:  Haben Sie auch Frühlingsgefühle?

Sonya Kraus:  Ach, sobald die Sonne scheint, geht mir das Herz auf. Ich hasse den Winter. Der Frühling ist meine Rettung und ich mutiere dann zum Gartenzwerg und bin nur noch am Buddeln und Pflanzen. Selbstverständlich erwacht auch meine Libido aus ihrem Winterschlaf, die steigt nämlich bei mir proportional zur Außentemperatur.

Jörg Steinleitner:  Emmy wird von Ihrem Freund verlassen und beschließt, sich jetzt ein Jahr lang in erotische Abenteuer zu stürzen. Solche Pläne hört man von Frauen, aber auch von Männern häufiger. Was halten Sie davon?

Sonya Kraus:  Stehe den Vorsätzen anderer Menschen ziemlich tolerant gegenüber. Wenn’s ein gebrochenes Herz kittet? Wenn’s Spaß macht? Gern!

Jörg Steinleitner:  Adriana verwandelt sich in der Geschichte von der Trophäensammlerin zu einer, die gerne geheiratet werden würde. Sie sind eine Traumfrau und können es sich vermutlich aussuchen, ob Sie lieber Trophäen sammeln oder romantisch heiraten. Was ist Ihr Traum?

Sonya Kraus:  Danke für die Traumfrau, aber die ist für viele Männer, die ihr nahe kommen, ein ziemlicher Albtraum. Kerle werden von uns Frauen immer völlig überbewertet. Mein Rezept für Gelassenheit und Glück ist nämlich, euch Männer nicht so ernst und wichtig zu nehmen. Daher hat mein Traum auch nix mit Männern zu tun: Ich träume von einem alten Häuschen auf Ibiza. Das werde ich dann selbst renovieren, niemals frieren und auf der Sonnenterrasse mit Blick aufs Meer – oder den knackigen Poolboy – Bücher schreiben.

Jörg Steinleitner:  Frau Kraus, vielen Dank für das Gespräch.



Das Interview wurde in Auszügen abgedruckt in HörBuch 2009/1.

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