Bernd Schroeder erzählt im buchSzene-Interview von der Liebe, Schlamunkeln und seinem neuen Buch.
Jörg Steinleitner: Herr Schroeder, wir haben Ihre Erzählung "Mutter und Sohn" mit Lust verschlungen. Basiert denn das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn nicht ganz im Wesentlichen auf einem beinahe lebenslänglichen Nahrungstransfer?
Bernd Schroeder: Am Anfang und am Ende steht das gegenseitige Füttern. Dazwischen verhindert die Nestflucht meistens jede Art von genussvollem Nahrungsaustausch.
Jörg Steinleitner: In "Mutter und Sohn" hat der Protagonist Johannes ja dieses Problem mit den zwei Frauen – mit Lisa und seiner Mutter. Wie sieht dieses Problem genau aus – und: Lassen sich solche Mutter-Geliebte-Sohn-Probleme nicht am Besten bei einem guten Essen und einer Flasche Wein ausräumen?
Bernd Schroeder: Lisa verlässt ihn. Die Mutter lässt ihn nicht aus. Wenn gutes Essen und eine Flasche Wein Probleme ausräumen könnten, wären die Menschen noch übergewichtiger und alle Alkoholiker.
Jörg Steinleitner: Können Sie kochen? Was?
Bernd Schroeder: Schlamunkeln, aber das werden Sie nicht kennen, und das ist gut so. Das koche ich nur für mich ganz allein.
Jörg Steinleitner: Haben Sie schon einmal eine Diät versucht?
Bernd Schroeder: Ich kenne zwei Arten. 1. Essen in einem ganz schlechten Lokal, danach zwei Wochen Appetitlosigkeit. 2. Nur noch essen in den ganz feinen Lokalen, wo sich die Portionen auf den Tellern verlieren. Ich bevorzuge 1. Das ist die billigere Diät.
Jörg Steinleitner: Darf man beim Essen lesen?
Bernd Schroeder: Wenn ich bedenke, was Menschen beim Essen alles für Unfug reden, denke ich, sie sollten lieber alle beim Essen lesen.
Jörg Steinleitner: Ist Liebe auf dem Esstisch lecker oder gefährlich?
Bernd Schroeder: Für den Liebenden ist es unbequem und für den Tisch gefährlich.
Jörg Steinleitner: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schroeder!
Das Interview wurde abgedruckt in buchSzene 2004/II. www.buchszene.de
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