Wir trafen den Literaten und Jazz-Drummer Bill Moody in einer Münchner Hotel-Lobby. Während er eine Zigarette nach der anderen in sich aufsog, plauderte er mit uns über Musik, Drogen, Frauen und seinen neuen Roman über die Jazz-Ikone Chet Baker.
Jörg Steinleitner: Herr Moody, Ihr Roman "Auf der Suche nach Chet Baker" ist nicht nur ein spannender Krimi, der dem mysteriösen Tod des großen Jazz-Trompeters Chet Baker in einem Amsterdamer Hotel auf den Grund geht, es ist auch ein wunderbar melodiöses Buch über den Jazz. Hörten Sie beim Schreiben Chet Bakers Musik?
Bill Moody: Manchmal. Eigentlich höre ich zum Schreiben am liebsten Solo Piano, Klavier-Trios oder klassische Musik. Ich habe an sich immer irgendetwas laufen. Totale Stille bei der Arbeit würde mich wesentlich mehr stören.
Jörg Steinleitner: Über dem ganzen Roman schwebt eine merkwürdig melancholische Stimmung. Liegt das am Jazz?
Bill Moody: Ich denke, das hängt mit Chets Musik zusammen. Die ist sehr melancholisch – wie auch die einiger seiner Kollegen. Denken Sie an Miles Davis oder Bill Evans. Für dieses Buch habe ich mich intensiv mit Chet Baker befasst und da sein Leben eher traurig war, herrscht in dem Buch über seinen ungeklärten Tod auch eine eher gedämpfte Atmosphäre.
Jörg Steinleitner: Moderne Popmusik kommt in Ihrem Roman nicht so gut weg. Wieso?
Bill Moody: Ich bin kein großer Fan von Rap oder Hiphop. Einige dieser Gruppen können wohl schon etwas, aber im Vergleich zum Jazz spielen die nicht auf einem vergleichbar komplexen Level. Es ist wie der Unterschied zwischen einer Popgruppe und einem Symphonieorchester. Um in einem Symphonieorchester zu spielen, bedarf es außerordentlicher musikalischer Fähigkeiten.
Jörg Steinleitner: Drogen spielen in Ihrem Roman eine große Rolle – Sie beschreiben nicht nur, wie die Drogen Chet Baker im Griff hatten, sondern auch ganz detailliert rauschhafte Erlebnisse. Woher kennen Sie so genau die Symptome des Drogen-Flashs?
Bill Moody: Es gibt eine Szene in dem Buch, die beruht auf persönlicher Erfahrung. Ich habe aber nie wie Chet harte Drogen genommen. Aber Experimente mit Hasch und Marihuana haben wohl die meisten von uns gemacht.
Jörg Steinleitner: Was sagen Sie zu den strengen Rauchverboten in vielen amerikanischen Städten?
Bill Moody: Das ist lächerlich. In Kalifornien, wo ich lebe, zogen nach der Verabschiedung dieser Gesetze Undercover-Agenten durch Bars und Restaurants, um Leute beim Rauchen zu erwischen. Man kann in keinem Jazz-Club mehr rauchen, dabei gehört der Rauch da doch wirklich dazu.
Jörg Steinleitner: Gibt es DEN Jazz-Song, mit dem man eine Frau ins Bett bekommt?
Bill Moody: Einen einzigen? Ein Professor hat mir gesagt, dass das, was wir Jazz-Musiker auf der Bühne machen, auf das Publikum eine mystische Wirkung hat – weil die Menschen nicht richtig verstehen, wie wir das genau hinkriegen. Das macht angeblich Jazz-Musiker sexy und zieht Frauen an. Was den einen Jazz-Song betrifft, habe ich gehört, dass Miles Davis' Album "Kind of blue" in dieser Hinsicht recht erfolgreich sein soll ...
Jörg Steinleitner: Herr Moody, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview wurde abgedruckt in Krimi. Das Magazin für Wort und Totschlag 2004.
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